Die indische Regierung hat die Armen nicht ausreichend vor tiefgreifenden Veränderungen abgesichert. Jetzt zahlt sie die Zeche dafür.

Eine weitere asiatische Regierung wird von ihrer Unterschicht vorgeführt: Indiens Regierung öffnet den Agrarmarkt und steht vor einer Kraftprobe mit ihren Kleinbauern. So wie die Gewerkschaften in Indonesien die Lockerung der Arbeitsmarktgesetze bekämpften, belagern nun indische Bauern Neu-Delhi.

Einmal mehr zahlen reformwillige Regierungen die Zeche dafür, die Armen zurückgelassen und vor tiefgreifenden Veränderungen nicht ausreichend abgesichert zu haben. In Ländern wie Indien, wo gut 80 Prozent der Menschen ohne Arbeitsvertrag schuften und in denen es kaum Sozialsysteme gibt, ist jede Öffnung für die Armen existentielle Bedrohung.

Ministerpräsident Narendra Modi gelang das Kunststück, sich als Fürsprecher der Habenichtse und Reformer zu stilisieren, der ihnen ihren Stolz zurückbrächte. So verziehen sie ihm, dass er sie mit dem Bargeld-Entzug 2016 und dem Ausgehverbot während Corona zweimal in die Katastrophe trieb. Nun aber bekommen die Politiker zu spüren, dass ihren Ländern die Voraussetzungen für überfällige Reformen versagt wurden. Die Politik zahlt, weil sie die Wirklichkeit nicht sehen wollte.