Quelle: https://orf.at/stories/3194271/

Bei den wochenlangen Protesten in Indiens Hauptstadt Neu-Delhi gegen eine Deregulierung der Landwirtschaft sind mindestens 22 Bauern gestorben. Sie kamen unter anderem bei Verkehrsunfällen oder wegen der nächtlichen Kälte ums Leben, teilte Ashutosh Mishra, ein Sprecher der protestierenden Bauernverbände, heute mit.

Zehntausende Landwirte kampieren bereits seit Ende November aus Protest gegen ein Gesetzespaket an den Stadträndern der indischen Hauptstadt. Sie befürchten, durch die umstrittene Agrarreform im freien Wettbewerb vom Markt gedrängt zu werden.

Die vor allem aus Haryana, Rajasthan und Pandschab kommenden Bauern essen oft gemeinsam mit Frauen und Kindern auf der Straße und übernachten in provisorischen Unterkünften wie Traktoren und Zelten. Die für Nordindien derzeit ungewöhnlich niedrigen Temperaturen von rund drei Grad Celsius in der Nacht hätten vielen der oft älteren Landwirte zugesetzt, sagte der Sprecher.

Einige erlitten Herzinfarkte

Einige erlitten Herzinfarkte. Mindestens fünf starben auf dem Weg zu den Protesten im Verkehr. Die Polizei, die die ersten Protestzüge am 26. November vor der Metropole gestoppt hatte, wurde verstärkt und baute Barrieren, um die Bauern am Weiterziehen zu hindern.

Das Protestforum der Bauernverbände AIKSCC will vor allem drei im September beschlossene Gesetze zu Fall bringen, die nach seiner Einschätzung das Einkommen der Landwirte drücken und die Gewinne großer Agrarkonzerne steigern würden. Premierminister Narendra Modi argumentiert, die Gesetze würden die Bauern von antiquierten Marktordnungen befreien und ihnen höhere Preise auf dem freien Markt ermöglichen.

In Indien wird Getreide auf staatlich organisierten Großmärkten bisher zu garantierten Mindestpreisen gehandelt. Nun sollen die Bauern ihre Ware ohne Mittelsmänner auch direkt an Privatfirmen verkaufen können. Die Bauern befürchten einen Preisverfall, weil sie in Verhandlungen mit den Agrarkonzernen in einer schlechten Position wären.